Im Dezember 2019 war es weit weg. Das Virus. In einem Land ausgebrochen, das so weit entfernt liegt, dass man für sich selbst erst einmal keinen Gedanken daran verliert. Und schneller als gedacht, schränkte es plötzlich auch unser (Schwimm-, Wasserball-, Wassergymnastik-)Leben ein. Von heute auf morgen wurden nach und nach Wettkämpfe und Spiele abgesagt. Und dann schlossen unsere Schwimmbäder. Ja… was macht der Schwimmer und Wasserballer so ganz ohne Wasser?
Das Unglaubliche: geschlossene Schwimmbäder
Ja… was macht der Schwimmer und Wasserballer so ganz ohne Wasser? Natürlich fühlten wir uns von dieser (und vielen anderen) Maßnahme(n) überrollt. Sowas gab es schließlich noch nie. Aber es dauerte nicht lange und unsere Trainer ließen sich etwas einfallen. Damit unsere Schwimmer in dieser Zeit keine (oder nur wenig) Kondition verlieren, wurden Anleitungen für ein Individualtraining in Form von Joggen, Radfahren, Inlineskaten und Krafteinheiten ausgegeben. Uns ist zu Ohren gekommen, dass sogar im Altrhein trainiert wurde (brrr), was wir aus verschiedenen Gründen und bei den vorherrschenden Witterungsverhältnissen nicht wirklich weiterempfehlen möchten. In dieser Zeit mussten die Schwimmer ihr Training selbständig ausführen. Verbesserungs- und Ergänzungs-Tipps in punkto Belastung und Tempo wurden von den Trainern am Ende jeder Woche verteilt. Der Erfolg war sehr von der persönlichen Motivation abhängig und das Angebot wurde unterschiedlich genutzt.
Juni – Schwimmbaderöffnung – endlich!
Ab der (Wieder-)Eröffnung der Schwimmbäder im Juni wurden schrittweise wieder alle Schwimmgruppen und Wasserballer ins Wasser gebracht. Auch die Schwimmkurse fanden wieder statt. Mit viel planerischem Aufwand (Hygienekonzept) wurde über 250 aktiven Mitgliedern unseres Vereins wieder das langersehnte Angebot im Wasser ermöglicht. Ferner konnten wir einmal die Woche ein Frühtraining anbieten, was in den Ferien und durch die weit verbreitete Kurzarbeit auch dankbar angenommen und gut umgesetzt wurde.
Die Wettkampfgruppen und Wasserballer trotzten zudem tapfer Wind und Wetter (vor allem die Masters, diese haben noch bis Oktober im Freibad trainiert) und nutzen das Angebot des Freibads an der Lache und des Waldschwimmbads bis zum Ende der Saison. Erst nachdem die Freibäder geschlossen waren, wurde ins Hallenbad umgezogen.
Ende Oktober dann ein Lichtblick am Wettkampfhimmel: Anfang November sollte die Kreismeisterschaft stattfinden. Das Hygienekonzept wurde genehmigt und der Durchführung stand nichts mehr im Wege… bis zum erneuten Lockdown am 1. November. Seitdem halten sich Wettkämpfer, Schwimmer, Wasserballer via Online-Konferenz-Tool mit „Trockentraining“ fit. Die rege Nutzung der Live-Konferenzen (Trainer macht vor, alle anderen machen es nach) gibt uns eine Bestätigung: Neben der Fitness bestätigen die Live-Konferenzen auch unseren Ehrgeiz und Zusammenhalt.
Das Hygienekonzept: ausgeklügelt, aber nicht immer praktisch
Das Hygienekonzept des Hallenbads sah keinen Parallelbetrieb der Vereine vor. Dazu gab es eine Begrenzung auf 52 Personen. Selbstverständlich verfolgten wir den Anspruch, wieder allen aktiven Mitgliedern ein Trainingsangebot zur Verfügung zu stellen. So bedingte das Hygienekonzept des Hallenbads bei dieser Vielzahl an Aktiven kürzere Trainingszeiten für die einzelnen Gruppen. Aber wir waren froh über jede Stunde, die wir dort verbringen konnten. Wir wissen, dass es keine Selbstverständlichkeit war, seit Juni im Frei- und Hallenbad trainieren zu können und danken an dieser Stelle der Stadt Rüsselsheim dafür.
Weitere Punkte zum Hygienekonzept:
- Um Sammelstellen für Trainingsanweisungen am Beckenrand zu verhindern, wurde der Trainingsplan aufwändig bereits im Vorfeld des Trainings erstellt und an alle Schwimmer über die WhatsApp-Gruppen verteilt. Da hieß es dann: auswendig lernen oder laminieren!
- Vor jedem Training wurden die Schwimmgruppen nach Leistung eingeteilt. Ein spontanes Mischen und Einteilen gab es nicht.
- Zudem bekam jeder Schwimmer eine „Halte- und Ausstiegsstelle“ am Beckenrand zugeteilt.
- Eine ganze Weile war aufgrund der Gefahr durch Verbreitung der Aerosole Rückenschwimmen nicht erlaubt. Eine anfängliche Vorsichtsmaßnahme, um auch die Abstandsregeln zwischen den Schwimmern korrekt einhalten zu können.
- Ansonsten gab es die üblichen Vorsichtsmaßnahmen: Maske „bis zum Wasser tragen“ und danach sofort wieder anlegen (was nass natürlich nicht immer so klasse war, aber ohne Murren befolgt wurde), kein Duschen und natürlich: Abstand, Abstand, Abstand…
Schwimmkurse für die Kleinen – Warteliste jetzt noch länger
Viele Badeunfälle passieren, weil Kinder nicht mehr sicher schwimmen können. Laut einer Studie der DLRG von 2019 erreichen nur noch 40 Prozent aller Kinder bis zum Abschluss der vierten Klasse das Deutsche Jugendschwimmabzeichen in Bronze. Ende der 1980er-Jahre waren es noch mehr als 90 Prozent. Schuld ist unter anderem das Bädersterben in Deutschland. So schätzen wir die Leistung der Stadt Rüsselheim, die – entgegen des traurigen Trends – den Bau des neuen Schul- und Trainingsbads und die Sanierung des Freibads gestemmt hat.
Dennoch ist der Andrang bei den Schwimmkursen so hoch, dass sich die ohnehin schon lange Wartezeit auf einen begehrten Platz – trotz des unermüdlichen Einsatzes der Trainer – während der Pandemie von 12 auf 18 Monate verlängert hat. Zurzeit stehen 131 Kinder auf der Warteliste.
Alle Kinder in den Schwimmkursen leiden unter den Unterbrechungen. Manche Kinder sind bereits seit Januar in den Kursen und konnten gerade so die Basisvariante abschließen, allerdings ohne das ersehnte Seepferdchen zu absolvieren. Die 16 neuen Kinder, die erst 2 Wochen vor dem neuen Lockdown mit ihrem Kurs anfingen, werden danach wieder von vorne anfangen müssen, denn Erlerntes wird bei den Kleinen und so langen Unterbrechungen gerne wieder schnell vergessen.
Dennoch gab es etwas Positives: Seit Mitte September hatten wir mehr Bahnen im tiefen Becken und die Kleinen mussten nicht mehr nur im Lehrschwimmbecken üben. Das forderte die Kinder insbesondere, denn gewisse Inhalte können nur im tiefen Wasser vermittelt werden. Dies würden wir zukünftig gerne beibehalten, was aber natürlich von den Wasserzeiten abhängt, die uns zur Verfügung gestellt werden.
Anschlusstraining, Abzeichenabnahme und einige Tränchen
Die Anschlusstrainingseinheiten bei unserem Nachwuchs gestalteten sich in diesem Jahr aufgrund der Unterbrechungen ebenfalls schwierig und förderten das ein oder andere Tränchen zu Tage. So schafften einige Kinder (erneut) bestimmte Abzeichen nicht. Das machte viele sehr traurig. Aber ohne Training geht es eben nicht voran.
Unser Abzeichentag, der für alle Teilnehmenden (vor allem für die Kleineren) und ihre Eltern normalerweise aufregende Stunden verspricht, wurde diesmal in den gewöhnlichen Schwimmbetrieb integriert. In der Regel ist unser Abzeichentag eine große Veranstaltung – und auch Schwimmer, die nicht dem RSC angehören, dürfen teilnehmen. Leider konnten wir aufgrund der erneuten Schwimmbadschließung nicht alle Schwimmer prüfen. Wir werden das Training und die Abzeichenabnahme wieder aufgreifen, wenn es mit dem Schwimmbetrieb weitergeht.
Die etwas andere Club-Meisterschaft
Unsere jährliche Club-Meisterschaft wollten wir allem zum Trotz nicht ausfallen lassen, auch wenn sich diese weniger aufregend gestalten ließ als üblich. Normalerweise zeigt sich unsere Club-Meisterschaft als riesiges internes Event und jeder, der schwimmen kann, nimmt teil. Hektik, aufgeregte Schwimmer und noch mehr aufgeregte Eltern, lecker Kuchen und Kaffee – das alles fiel in diesem Jahr ins Wasser, bzw. der Pandemie zum Opfer.
Die Wettkämpfer starteten im Oktober im Rahmen des Trainings – selbstverständlich ohne Zuschauer und großes Tamtam. Montag, den 02. November, sollten die letzten Teilnehmer an den Start gehen… ja… da waren die Schwimmbäder dann wieder zu. Wir werden die letzten Schwimmer bei der Wiedereröffnung antreten lassen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Wir hoffen, dass es im Januar 2021 weitergehen kann. In welchem Rahmen sich die Verleihung der Preise und die Ehrung der Clubmeister gestaltet… das machen wir von den zukünftigen Versammlungsvorgaben abhängig.
Wein… das muss sein!
Erwähnen möchten wir noch, dass es uns geglückt ist, unsere jährliche Aktion „Wein am Main“ stattfinden zu lassen und die Veranstaltung erhielt – wie immer – großen Zuspruch! Im Gegensatz zu den letzten Jahren, gab es dieses Jahr feste Sitzplätze und die fleißigen Helfer brachten Essen und Trinken direkt an die Tische. Somit wurden auch hier selbstverständlich die Corona-bedingten Hygieneregeln eingehalten.
So… das war unser Jahr mit Corona…
… mit Höhen und Tiefen, Hoffnung und Zusammenhalt. Wir wünschen uns, dass die Schwimmbäder schnell wieder für den Vereinssport öffnen. Aber neben dem Leistungssport möchten wir auch die Schar der Nichtschwimmer reduzieren, Schwimmkurse anbieten und die Lücke im Anschlusstraining schließen.
Wir bleiben dran und glauben fest daran: alles wird gut!